Die Historie der Bogstraße

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Die Boggasse, früher Bockgasse genannt, wurde erstmals namentlich im 16. Jh. erwähnt. Die Herkunft des Straßennamens ist nicht eindeutig nachweisbar und hat in der Zeit der Romantik zu den tollsten Spekulationen Anlass gegeben; möglicherweise wäre der Name Bog vom wendischen Gott Bog abgeleitet.

Sicher ist jedoch, dass in den Jahren 1553 – 1559 ein Bastian Bogk erstmals urkundlich in den sogenannten „Geschossbüchern“ (heute als Mieterlisten bezeichnet) der Vorstadt, die mit den Häusern am östlichen Ausgang der Lunitzgasse (heute Lunitz) begannen, erfasst und offensichtlich maßgebend für die Begründung des Straßennamens war. Mit diesen gesicherten Erkenntnissen erübrigten sich alle früheren Ableitungen des Straßennamens.

Der Verlauf der damaligen Boggasse war derart, dass sie im Norden von einem kleinen Gässlein namens Totengässchen fortgesetzt wurde, während der Steinweg westlich von der Boggasse abbog. Dem großen Brand im Jahre 1642 fielen ca. 100 Häuser des Nikolaiviertels zum Opfer, davon ein großer Teil der westlichen Boggasse. Über den Wiederaufbau der Häuser gibt es keine gesicherten Erkenntnisse. Sicher ist jedoch, dass im Jahre 1717 die Häuser der Boggasse der größten Feuersbrunst der Region zum Opfer fielen.

Im Jahre 1770 beschreibt Knauthe Verlauf und Antlitz der Bockgasse (Bogkgasse/Boggasse) nach dem Brand von 1717 folgendermaßen: „Die Bockgasse geht geradeaus von dem Nikolaitore zu der Nikolaikirche, dazu gehörten auf der Mittagsseite 8 Häuser, und auf der Mitternachtsseite 12 Häuser.“ Es ist außerdem bekannt, dass die Boggasse 1799 erstmals gepflastert wurde. Bedeutsam ist, dass die Boggasse ein wesentlicher Bestandteil des Transportweges für Handelsfuhrwerke war, die aus Richtung Norden kommend, in die große Wallgasse westlich abbogen, um dann durch die Boggasse das Nikolaitor zu durchfahren.

Das äußere Erscheinungsbild der Häuserzeilen auf der Boggasse, der späteren Bogstraße konnte sich dem Wandel der Zeit und des Zeitgeschmacks ebenso wenig entziehen, wie andere Teile der Stadt. Geprägt wird das Straßenbild noch heute von einer Aneinanderreihung alter, meist kleiner Häuser neben Häusern mit modernisierten Schauseiten sowie Häusern mit „eitlen“ Renaissance-nachahmungen.

Das „Innenleben“ der meisten Häuser lässt Rückschlüsse auf eine zweihundertjährige Geschichte zu. Das Haus Bogstraße 2 präsentiert beispielsweise die für diese Zeit typische raumsparende Treppenanlage in Form einer geknickten Wendeltreppe, zu der die schmale Ausbildung der Straßenfassade nötigte. Ein weiteres Indiz für die eindeutige Zuordnung des Hauses auf seine Entstehung ist der Gewölbegang, der den Besucher vom Treppenaufgang des Hauses zum Hinterhof des Gebäudes begleitet und dessen westliche Außenwand eine außergewöhnliche Stärke aufweist, was die Vermutung zulässt, dass es möglicherweise statische Gründe gab, das durch den Brand 1717 beschädigte Gebäude in diesem Bereich zu verstärken. Das Haus Bogstraße 2 weist eine weitere Besonderheit auf mit der im 1. OG straßenseitig befindlichen bemalten Holzbalkendecke, die in die 1. Hälfte des 18. Jh. datiert werden kann. Die Decken der beiden aneinander grenzenden Räume straßenseitig im 1. OG die lassen die Vermutung zu, dass es sich einmal um einen Gesamtraum mit Saalcharakter gehandelt haben kann. An der Nordwand des Gebäudes ebenfalls im 1. OG sind Nischen im Mauerwerk sichtbar, deren Bestand wohl um 1500 zu datieren ist, so dass wir es hier mit einem der frühesten Gebäude an der Boggasse zu tun haben.

Aus alten Archivunterlagen ergibt sich, dass im Verlauf des 19. Jh. ein Umbau des Eingangsbereiches der Bogstraße mit dem Einbau eines Ladengeschäftes erfolgte. Aus historischen Adressbüchern der Stadt Görlitz lassen sich Rückschlüsse darauf ziehen, dass das Ladengeschäft in  den Jahren 1897/98 vom Fleischermeister Wilhelm Hanke betrieben wurde, der außerdem Eigentümer der Bogstraße 2 war. Traditionell wurde dieses Gewerk in diesem Hause bis in die Gegenwart fortgeführt. Ein weiterer Eintrag dazu erfolgte 1949/50 mit der Frau Käthe Wenzel, die als Verkäuferin im Fleischereigeschäft tätig war und auch hier im Haus wohnte.

Wir wissen, dass der darauffolgende Eigentümer Herr Alfons Süßmuth das Objekt erwarb mit der Absicht eine Fleischerei zu eröffnen, was ihm aber untersagt wurde.

Die zum Laden gehörende Fleischerei und Fleischbeschauung befand sich im Übrigen im Gebäude Lunitz 21a.

Dieses Haus atmet Geschichte!!!

Interessiertem Publikum empfehlen wir das Buch: „Geschichte der Stadt Görlitz“ von Richard Jecht.

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